Anmerkungen zum demokratischen Charakter unseres Wirkens und unserer Zielvorstellungen
Mein Gott, jetzt fängt der Steigerwald schon an, nach einer Utopie zu rufen, will er etwa den Sozialismus aus einer Wissenschaft wieder in eine Utopie zurück verwandeln?
Vielleicht liest man erst einmal und urteilt dann. Ja, dies ist ein Trick, zum Lesen anzuregen. Ich gebe es zu, aber anders geht es nun einmal nicht.
Im nächsten Jahr soll es eine theoretische Konferenz der DKP geben. Derzeit findet bereits eine vorbereitende Diskussion statt, sie wurde ausgelöst durch Thesen, die das Sekretariat des Parteivorstands beschlossen hat. Darin ist an einigen Stellen vom demokratischen Charakter unseres Wirkens und unserer Zielvorstellungen die Rede.
Ich will mich hier dazu nicht äußern, nur auf folgendes Problem aufmerksam machen: Die Menschen, an die wir uns mit unseren Demokratie-Vorstellungen wenden, werden uns sagen, sagen können: Nun gut, das ist euer Angebot, aber sagt ihr nicht selbst, dass es in euren eigenen Reihen nun in der Geschichte eures Wirkens Demokratie-Defizite gab, um es ganz höflich zu formulieren?
Und hämische Gegner könnten vielleicht sagen: Euer oberster Kommunist, Stalin, hat doch auf dem XIX.. Parteitag, und das war schon 1952, gesagt, ihr müsstet die Demokratiefrage ins Zentrum eures Handelns rücken.
Und was ist daraus geworden? Wieso sollen wir annehmen, ihr würdet es künftig besser machen? Sollen wir euch das alles nur auf Treu und Glauben abnehmen? Nein, danke!
Ich denke, wir müssen glaubhaft versuchen darzulegen, dass es uns aus unserem eigenem Interesse um Demokratie geht. Dass unsere Demokratie-Auffassung konkreten Inhalt hat und nicht einfach in der Formulierung besteht, es müsse sich um sozialistische Demokratie handeln. Denn, wenn nicht aufgeschlüsselt wird, was das denn sein soll, sind das nur leere Worte.
Und wir müssen zeigen, dass sich unser Demokratie-Angebot aus der Einsicht ergibt: Es könne keinen Weg zum Sozialismus geben, wenn nicht die Massen dazu bereit sein werden, sich für ihn einzusetzen.
weiter siehe Anlage
(aus der UZ vom 23. April 2010)
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