Kein Kompromiss (Herbert Steeg)

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Ein Zwischenruf: Wehe denen, die die Fähigkeit verloren haben, sich selbst kritisch und mit Abstand zu betrachten. War z.B. Anfang der 1970er eine linke Fete allzu fade, gab es ein sicheres Mittel um sie aus jedem Tief herauszuziehen: Es wurde aus dem Parteitagsprotokoll der KPD/ML vorgelesen. Was haben wir gelacht. Politisch war das eine Tragödie. Für die Bewegung den August zu machen, ohne es zu merken, ist mit das schlimmste. Wer sich mit anderen Augen sieht, und die Clownsmütze entdeckt, sollte sie nicht über die Augen ziehen, sondern schnell wegwerfen.

Zur Zentralisation des Kapitals: Helmut Dunkhase greift das erfreulicherweise auf, transportiert jedoch die verbreitete Ansicht, dass die Entwicklung im Kapitalismus hier eine Einbahnstraße sei. Das ist, um ein Beispiel zu nehmen, als würde aus der Tendenz des Herbstes zum Winter hin der Schluss gezogen, dass ein schöner Spätoktober unmöglich sei. Wenn Anfang November, anstatt des erwarteten Frostes eine Wärmeperiode kommt, wird es dann meteorologisch nicht erst richtig spannend? Welcher Winzer würde sich da sagen: „Trauben lesen wir wie jedes Jahr“, anstatt die Chance eines Jahrhundertweines zu ergreifen?

Die insgesamt gewachsene Kapitalmasse spreche gegen eine Abnahme der Zentralisation, meint Helmut Dunkhase. Zentralisation des Kapitals ist eine der Bewegungsarten die Einzelkapitale vollführen können: Zusammenschluss oder Zerteilung. Eine andere Art ihrer Bewegung ist die Konzentration des Kapitals. Nicht genug damit, kann die Kapitalmasse auch dadurch wachsen, dass sich der kapitalistische Sektor der Weltwirtschaft auf Kosten des nichtkapitalistischen stärkt. Oder indem die Gesamtökonomie infolge des Produktivitätsfortschritts wächst. Und hier fängt es erst an, aufregend zu werden: Welcher Teil der Kapitale haben sich u.U. zentralisiert und welcher nicht? In welchem Zeitraum und wann nicht? Kommen sie eher aus der 1. Abteilung der Reproduktion oder aus der 2. Abteilung? In welchem Bereich der Welt ist was abgelaufen? Die Strukturveränderung des Kapitalismus ist eben nicht so simpel wie bei geschüttelter Milch, die nur zu Butterklümpchen flocken kann.

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