Harry Belafonte – ein Sänger und Schauspieler für Bürgerrechte, Frieden und Humanismus

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Ein Nachruf der International Federation of Resistants Fighters (FIR) - mit freundlicher Genehmigung

Mitte dieser Woche verstarb ein großartiger amerikanischer Künstler, der mit seiner Musik und seinem gesamten Engagement eine bedeutende Persönlichkeit der Bürgerrechtsbewegung nicht nur für die USA war – Harry Belafonte. Als Sohn eines Matrosen und einer jamaikanischen Hilfsarbeiterin am 1.März 1927 in Harlem (New York) geboren, wuchs er in ärmlichsten Verhältnissen auf, einige Jahre auch in Jamaika. Anfang 1945 wurde er Soldat der US Navy, jedoch nicht mehr in Europa im Krieg eingesetzt. In dieser Zeit kam er in Kontakt mit Theater und Bühne. Er erlebte den begnadeten schwarzen Schauspieler Paul Robeson und nahm später Unterricht bei dem deutschen Emigranten Erwin Piscator.  
Seine Karriere als farbiger Musiker war in den 1950er Jahren kompliziert. Er erhielt zwar einen Vertrag, sollte dafür aber Kommerzsongs zur Unterhaltung des weißen Publikums präsentieren. Er stieg aus und versuchte mit Folksongs und Musik aus Westindien („Calypso“) einen Neuanfang. Damit begeisterte er das New Yorker Publikum und trat in berühmten Jazz-Clubs auf.
Belafonte wurde einer der vielseitigsten Sänger der so genannten „Weltmusik“. In diesem Sinne wirkte er zusammen mit vielen anderen Künstlern, die er auf den amerikanischen Bühnen vorstellte, wie z.B. die Südafrikanerin Miriam Makeba oder den damals noch unbekannten Bob Dylan. In den 1970er Jahren unterstützte er Nana Mouskouri, die Musik von Mikis Theodorakis präsentierte. Diesen Auftritt organisierte Belafonte, als Theodorakis von der griechischen Militärdiktatur inhaftiert war. Auch wenn er davon lebte, lehnte er die Musikindustrie ab. So konnte er sich für Rap als Musik aus der Bronx begeistern. Musik und Texte protestierten gegen Unterdrückung, gegen Rassismus und dagegen, dass die Demokratie Amerikas nicht für alle Bürger gilt. Er sah solche Ansätze als Teil der amerikanischen Folk-Tradition, die er als ‚Musik des Volkes‘ bezeichnete. Deren Kommerzialisierung und Brutalisierung lehnte er jedoch ab.
Harry Belafonte verband seine Kunst mit einem hohen politischen und sozialen Engagement. Er wurde Mitstreiter der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und engagierte sich gegen Apartheid und den Vietnamkrieg. Beim Marsch für die Bürgerrechte 1963 in Washington D.C. sah man ihn an der Seite von Sidney Poitier und Charlton Heston. Geld, das er mit Kaffeereklame verdiente, spendete er der Indianerbewegung. Mit seiner ersten verdienten Millionen unterstützte er den Bau eines Krankenhauses für Arme. Seit 1987 war er „Botschafter des guten Willens“ der UNICEF.
Mit seinem Einsatz für die schwarze Bürgerrechtsbewegung, dem humanitären Engagement und als Aktivist der Friedens- und Anti-Atomkraft-Bewegung machte sich Belafonte durch Auftritte in der ganzen Welt einen Namen, unter anderem trat er auf Friedensdemonstrationen in Deutschland auf.
Dieses breite Engagement legitimierte er mit folgendem Satz: „Die Leute, die uns die Bürgerrechte absprechen, sind genau die gleichen Leute, die den Weltfrieden ablehnen.“
Im Gegensatz zur US-Außenpolitik fühlte er sich eng verbunden mit Kuba, das für ihn ein Land war, was großen Wert auf die Kultur seiner Menschen und die Entwicklung dieser Kultur legt. Zudem unterstützte er die politische Entwicklung in Venezuela unter Hugo Cháves.
Angesprochen auf seine Ablehnung des US-Krieges im Irak und seine Kritik an der Regierung von Georg W. Bush antworte Belafonte in einem Interview: „Wer gibt uns das Recht, die Menschen im Irak zu töten? Bush behauptet, dass Amerika zum ersten Mal Terroristen jagt – dabei ist Terrorismus ein Teil des amerikanischen Systems. Amerika hat eine ganze Rasse vernichtet, die Indianer. Das ist Terror.“ Harry Belafonte vertrat bis zuletzt sozialistische Ideale. 2016 unterstützte er im Vorwahlkampf die Kandidatur von Bernie Sanders bei der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten.