Nachruf zum Tode von Christel Wegner

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Christel ist aus vielen Gründen ein „kommunistisches Urgestein“ gewesen. Sie wurde am 16. November 1947 in einer Hamburger Familie geboren, die kommunistisch orientiert war, die politischen Herausforderungen ihrer Zeit annahm und für eine bessere Zukunft stritt. Das blieb prägend für Christel. Sie lernte Krankenschwester und wurde in ihrem Arbeitsleben Pflegedienstleiterin in Buchholz in der Nordheide.

Gewerkschaftspolitisch hatte sie durch ihre kämpferische, zupackende Art schnell das Vertrauen ihrer Kolleginnen und Kollegen gewonnen und wurde Personalratsvorsitzende und Funktionsträgerin bei ver.di.

Als junge Kommunistin engagierte sie sich für Jugendrechte, für Frieden und für sozialistische Ziele. Sie wurde Mitglied der illegalen KPD und warb offen für eine gerechtere Zukunft und eine sozialistische Gesellschaft. Das Engagement erforderte Mut und Stehvermögen. Beides gehörte zu ihrem Leben.

Als sie ihren Mann Klaus, einen kommunistischen Hafenarbeiter, heiratete und der Sohn Sascha geboren wurde, ging der Kampf auch durch die Familienbande gestärkt weiter, und immer in der ersten Reihe und mit offenem Visier. Sie war ein prägendes Gesicht bei vielen Aktionen, in manchen Bündnissen und Bewegungen.

Eine besondere Herausforderung kam 2008 auf sie zu. Die DKP bemühte sich um gemeinsame Wahlbeteiligungen mit der PDS zu Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen. Das Ziel war die Bündelung linker Kräfte für gemeinsames Vorgehen, um den Einfluss antikapitalistischer linker Politik zu stärken. Das gelang in vielen Bundesländern nicht, auch wegen politischer Vorbehalte von Funktionsträgern der PDS aus der Führungsebene dieser Partei.

In Niedersachsen hatten durch die kluge Führungsarbeit des Bezirksvorstandes der DKP unter Detlef Fricke die Bemühungen Erfolg. Der damalige Landesvorsitzende der PDS Dieter Dehm unterstützte gegen den Widerstand anderer in der PDS den Vorschlag, Christel als Kandidatin aufzustellen. Christel wurde in den Landtag gewählt (2008 – 2013). Sie blieb das einzige DKP - Mitglied in einem Landtag der BRD. Das war sofort eine Herausforderung für die versammelte antikommunistische Kohorte. Anja Reschke, Redakteurin des NDR übernahm die Rolle der Provokateurin. Statt eines angekündigten inhaltlichen Interviews wurde Christel mit denunziatorischen Provokationen überfallen. Selektive Äußerungen, die aus dem Zusammenhang gerissen veröffentlicht wurden, erreichten ihren Zweck.

Christel wurde aus der Fraktion der PDS ausgeschlossen, blieb aber Abgeordnete des Landtages und sorgte dort im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten für nötige Unruhe. Sie wurde in der Öffentlichkeit weiterhin als unbeugsame Streiterin wahrgenommen und verdiente sich Anerkennung und Respekt. Die DKP hatte nun auch ein parlamentarisches Gesicht auf einer Ebene eines Bundeslandes, ähnlich wie in dutzenden Kommunen.

Dieser Abschnitt in Christels Leben und der DKP war außerordentlich verdienstvoll und zugleich lehrreich. Er bleibt in unserer Geschichte für immer ein wichtiger Aspekt im Wirken kommunistischer Politik.

Wir verneigen uns vor Christel!

Heinz Stehr, Netzwerk Kommunistische Politik