KCK: Wir verurteilen alle Aktionen, die gegen Zivilisten gerichtet sind

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21.03.2016: Bei dem jüngsten Bombenanschlag in Istanbul wurden nach offiziellen Mitteilungen 4 Menschen getötet und 39 weitere verletzt. Die Toten waren noch nicht geborgen, da stand für die türkische Regierung bereits fest, dass die PKK hinter dem Anschlag steckt. Das türkische Regime will damit das mörderische Vorgehen gegen die kurdische Bevölkerung, die Angriffe auf Journalisten und die Pressfreiheit, die Massenverhaftungen und die Verfolgung von Abgeordneten der Demokratische Partei der Völker (HDP) legitimieren. Allerdings musste der türkische Innenminister Efkan Ala kurz darauf zugeben, dass der 'Islamische Staat' für das Bombenattentat verantwortlich ist. Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat unmittelbar nach dem Selbstmordattentat in Istanbul den Anschlag verurteilt und deutlich gemacht, dass sie Aktionen, die sich gegen Zivilisten richten, verurteilt.

Im Folgenden werden Auszüge aus der Erklärung wiedergegeben:

„Auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, wer für den Anschlag verantwortlich ist und um wen es sich bei den Opfern handelt, möchten wir als Kurdische Freiheitsbewegung deutlich machen, dass wir Aktionen, die gegen Zivilisten gerichtet sind, verurteilen. Wir drücken den Angehörigen der Opfer unser Beileid aus.

Auch wenn wir gezwungenermaßen seit 1984 als Kurdische Freiheitsbewegung einen Guerillakampf führen, ist es stets unser Vorrang gewesen, die kurdische Frage auf Grundlage der Demokratisierung der Türkei mit politischen Mitteln zu lösen. Das gilt auch für die aktuelle Situation. Allerdings hat die AKP-Herrschaft derzeit diese Option liquidiert und sich dazu entschlossen, die Kurdische Freiheitsbewegung mit dem Mittel der Gewalt zu bezwingen. Der aktuell geführte schmutzige Krieg in Kurdistan und der Widerstand der kurdischen Bevölkerung um ihre Selbstverwaltung sind ein Ergebnis dessen, dass die AKP eine demokratisch-politische Lösung ausgeschlagen hat. […]
 
Genauso sehr wie wir als Kurdische Freiheitsbewegung den Krieg nicht bevorzugt haben, ebenso sehr verurteilen wir mit aller Deutlichkeit die Tötung von Zivilisten in diesem Krieg. Die Ermordung von Zivilisten im Krieg ist immer ein Verbrechen. Wir haben als Kurdische Freiheitsbewegung vielfach erklärt, dass wir uns den Genfer Kriegskonventionen verpflichtet fühlen. 1994 haben wir die Genfer Kriegskonvention unterzeichnet. Und auch heute sind wir an diese gebunden. Unsere Guerillakräfte, die den kurdischen Freiheitskampf führen, werden auch weiterhin bei ihrem Kampf sich an die Genfer Kriegskonvention halten. Auch wenn der türkische Staat, diese Konvention derzeit mit Füßen tritt, werden unsere Freiheitskämpfer mit größter Vorsicht darauf achten, dass keine Zivilisten in diesem Krieg zu Schaden kommen.

„Auch die internationalen Mächte müssen die Morde an Zivilisten, egal welche Seite verantwortlich ist, ächten und verurteilen“

Der Tod von Zivilisten muss, egal welche Seite dafür verantwortlich ist, verurteilt und geächtet werden. Es ist allerdings eine Schande, dass die türkische Presse und bestimmte politische Kreise die Ermordung von hunderten Zivilisten durch die türkische Polizei und den türkischen Militärapparat übersehen. Es muss sich kollektiver Widerstand dagegen regen, dass der türkische Staat wahllos Zivilisten ermordet und ganze Stadtteile bombardiert und zerstört. Zu behaupten, dass Gewaltmonopol gehöre dem Staat, um so die Massaker der AKP-Herrschaft zu legitimieren, ist gewissenlos und unmoralisch. Keine Begründung kann und darf die Tötung von Zivilisten „normalisieren“. Auch die internationalen Mächte dürfen bei dieser Frage nicht auf doppelte Standards setzen und müssen die Morde an Zivilisten, egal welche Seite verantwortlich ist, ächten und verurteilen.

In Kurdistan und im Mittleren Osten wird dieser Tage das Newrozfest gefeiert. Newroz ist das Fest gegen Unterdrückung und Barbarei. Es ist das Fest des friedlichen Miteinanderlebens. Die verantwortlichen Kreise und politischen Kräfte in der Türkei sollten Newroz zum Anlass nehmen, um einen Schritt in Richtung der Demokratisierung der Türkei und der Lösung der kurdischen Frage zu tätigten. Sie sollten gemeinsam mit der Ausrufung eines beidseitigen Waffenstillstands die Isolation Abdullah Öcalans aufbrechen und den Raum für Verhandlungen über die Lösung der kurdischen Frage auf demokratischem Wege öffnen."

19.03.2016

mit freundlicher Genehmigung übernommen von http://civaka-azad.org/  

foto: Altstadt von Diyarbakir nach Artilleriebeschuss durch die türkische Armee


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