Nicht überall wo Sozialismus drauf steht, ist auch Sozialismus drin! (Bernd Müller-Weathersby)

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Vorweg finde ich es gut und klug dass der PV diese parteiöffentliche Diskussion auf der Plattform hier ermöglicht. Eine Diskussion in der U.Z. würde an der Leserschaft, die in der Mehrheit ja nicht aus Parteimitgliedern besteht vorbei gehen.

Mein Dank gilt auch den 84 Genossinnen und Genossen des Papiers, da sie endlich den Mut aufbrachten ihre geschlossenen Fraktionsstrukturen öffentlich zu machen. Da ich bis dato keinerlei Informationen über solche Diskussionsstrukturen hatte und ich dummerweise nur in meiner DKP Gruppe hier vor Ort eingebunden bin, erfahre ich ja sonst darüber nichts.

Als ich das Papier las , fühlte ich mich zurück versetzt in die 70 er Jahre als ich jung auf den Land lebend eines Samstag Mittag sah, wie sich auf den Rathausplatz ein  Bus voll mit Leute des KBW entlud, alle bewaffnet mit Trommeln, die  diese dann laut mit Sprechchören skandierend durch die Innenstadt trugen. Der Erfolg war, das die Bevölkerung glaubte, irgendeine außerirdische Macht wäre über sie hergefallen und das Ergebnis war die Flucht in die Häuser.  Nach 2 Stunden war der Spuk vorbei und der Bus, ein zentraler Wahlkampftrupp des KBW zog zum nächsten Ort weiter.

Warum erzähle ich das? Das Papier erinnert mich stark an diesen Trupp des KBW. Nur zu glauben, das ich den Leuten immer erzählen muss, das der Sozialismus nötig sei, um sie aus ihren Elend zu Erlösen, geht meiner Meinung an den Aktuellen Ist-Zustand der Leute vorbei. Wir müssen die Leute bei ihren alltäglichen Sorgen und Nöten abholen und müssen ihre Probleme ernst nehmen, ansonsten erscheinen wir wie ein Fremdkörper, der überhaupt nichts mit den Leuten zu tun hat und diese verschreckt.

Hätten die Bolschewiki in Februar bis Oktober 1917 immer nur die Losung „Sozialismus jetzt“ oder „alle Macht den Sowjets“ geschrien, die Oktoberrevolution hätte nie stattgefunden. Es ist ein Verdienst Lenins eine flexible Strategie und Taktik der Losungen zu entwickeln, die den jeweiligen realen Bedingungen der Zeit entsprach.

Sind wir denn heute in unseren Land schon so weit über alles, die Losung  Sozialismus jetzt“ rüber zuschreiben oder sind wir nicht in einer Situation, in der wir wirklich alles und jeden gewinnen müssen um Abwehrkämpfe gegen die Offensive  von Kabinett und Kapital zu organisieren.

Brauchen wir nicht jeden, der unter diesen System leidet um ihn davon zu überzeugen, dass es nötig ist, sich gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten zu wehren. Nur in diesen gemeinsamen Kämpfen kann meiner Meinung das Bewusstsein reifen, das auf Dauer der Kampf um Reformen nicht ausreicht. Wir müssen aber an der Seite der Kämpfenden stehen um mit ihnen DANN!!!! über Revolutionen reden zu können.

Dafür brauchen wir aber eine einheitliche und geschlossen handelnde Partei, ansonsten kann ich mich auch in einer Bürgerinitiative engagieren. Diese geschlossene und einheitlich handelnde Partei sehe ich derzeit sehr stark durch das permanente Hinterfragen des gültigen Parteiprogramms und des gewählten Parteivorstandes in Gefahr.

Bernd Müller-Weathersby