Stellungnahme des Bezirkssekretariates der DKP-Saarland zum „Appell an die Mitglieder DKP“ des Sekretariates des Parteivorstandes

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15.12.2017: Am 7. 12. 17, haben wir im Sekretariat des Bezirksvorstandes neben der Diskussion und Beschlussfassung einer Erklärung zur Haushaltspolitik der Saar-Groko (siehe „Haushalt der Groko im Saarland – Kein Konzept für die Zukunft des Saarlandes - Dringende Probleme bleiben auf der Strecke“) auch den „Appell an die Mitglieder der DKP“ diskutiert. Dieser war am 28.11. in einer Info des Parteivorstandes an die Bezirksvorstände zugestellt worden. In der UZ vom 1.12. erschien dieser Text als „An die Mitglieder der DKP“ ohne die Kennzeichnung „Appell“.

Wir beschäftigten uns insbesondere mit der Frage, welche Intentionen darin zu erkennen und welche Wirkungen von ihm zu erwarten sind.

Vorbemerkung:

Wir haben uns in den letzten Jahren mehrfach mit der Lage der Partei beschäftigt und uns geäußert. Wir haben immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass wir eine kommunistische Partei in diesem Land für dringend erforderlich halten. Wir haben auch in unseren Beschlüssen unserer BDK im November dieses Jahres unsere Position untermauert, dass wir für den Erhalt der DKP sind. Wir haben uns für den Erhalt der DKP ausgesprochen und deutlich gemacht, dass wir mit unserem politischen Herangehen und Handeln auf unserem Tätigkeitsgebiet, für das wir Verantwortung tragen, uns als Teil der DKP verstehen und dort unseren Platz haben.

Wir haben seit dem 20. Parteitag auch in unserem Bezirk wertvolle Genossinnen und Genossen verloren. Inzwischen ist die DKP in einer sehr komplizierten Situation. Es geht um ihre Existenz. Wir haben in den letzten Jahren mehrfach Vorschläge für die Überwindung der Existenzkrise der DKP unterbreitet.

Im August nahmen wir die Einladung des Parteivorsitzenden zu einem Gespräch an. Wir führten es als Gliederung der Partei. Wir hatten deutlich gemacht, dass wir nicht bereit sind. irgendwelche taktische Deals zu besprechen. Wir hatten nicht die Erwartung, dass unsere Positionen und Vorschläge, die wir in dieses Gespräch eingebracht hatten, geteilt und angenommen werden. Aber Hoffnung hatten wir, dass dieses Gespräch dennoch helfen kann für Standpunkte zu sensibilisieren und auf Befindlichkeiten aufmerksam zu machen. Es wurde aber ein Meinungsaustausch ohne konkrete Ergebnisse. Außer, dass weiter überlegt und gesucht wird, wie ein Weg gefunden werden kann, die Gefahren für die Existenz der DKP abzuwenden.

In unserem Gespräch im August hatten wir von unserem Bezirk auch einen Appell ins Gespräch gebracht. Hauptinhalt sollte unserer Meinung nach sein, sich an alle Mitglieder mit einem unmissverständlichen Signal zu wenden, dass jedes Mitglied für die Partei wertvoll ist und dringend gebraucht wird. Wir hatten dabei deutlich gemacht, dass ein solcher Appell ehrlich und für alle glaubhaft sein müsste. Uns ging es mit unserem Vorschlag um einen Versuch, Brücken zu bauen.

Es folgte der UZ-Artikel des Parteivorsitzenden, in dem er den Kurs der Mehrheit festschrieb. Es folgten zwei PV-Tagungen, die diesen Kurs sogar noch verschärften. Jetzt folgte so etwas wie ein „Appell an die Mitglieder der DKP“. Nicht von der PV-Tagung und durch den PV, sondern einen Tag später durch das Sekretariat des PV.

Als Sekretariat des BV eines Bezirkes, einer Gliederung der DKP, sehen wir uns veranlasst, etwas ausführlicher Stellung zu nehmen:

Es geht heute darum, die DKP zusammen zu halten und weitere Mitgliederverluste zu vermeiden. Das ist unserer Ansicht nach jetzt die Hauptaufgabe nicht nur in der Organisationspolitik. Warum diese Parteiführung dies nicht so sieht und nicht so handelt, dafür kann es aus unserer Sicht nur solche Erklärungen geben: Entweder werden die Gefahren für die Existenz der DKP in ihrer Dimension überhaupt nicht erkannt, weil das Ultra-links-radikale Abenteurertum alles dominiert. Oder die Partei wird ganz bewusst und gezielt dezimiert, um sie inhaltlich in Politik und Organisation hin zu einer ganz anderen DKP verändern zu können.

Nicht nur wir fragen: Welche Partei soll am Ende dieses Prozesses eigentlich „übrig“ bleiben? Wie soll sie beschaffen sein, welche ideologische und inhaltliche Orientierung wird sie haben? Das bisherige Paktieren mit Ultra-linken Kräften und auch die Übernahme vieler Positionen in die Mehrheitspositionen zeigen die gefährliche Option, an deren Ende die Abwicklung der DKP in ein sektiererisches und bedeutungsloses Dasein führt.

In diesem Prozess verliert ein für die DKP unverzichtbares Potential zunehmend eine realistische und lohnenswerte politische Perspektive in der Partei. Das zeigt sich auch in den Anträgen an den nächsten Parteitag. Sie sind im Kern als Instrumente angelegt, einen Teil der Partei regelrecht zu erpressen. Dazu werden Teile des Programms nicht den Erfordernissen entsprechend weiter entwickelt, sondern abgewickelt. Das Statut der Partei wird gegen seinen Inhalt interpretiert.

Die bisherigen Antworten der Mehrheit finden sich auch in den beiden Leitanträgen an den Parteitag. Der programmatische Leitantrag des PV trägt die Überschrift: „Die Gesellschaft verändern – aber wie und wohin?“ Der zweite Leitantrag hat den Titel: „Für Frieden, Arbeit, Solidarität - Die DKP stärken!“ Beide Titel erwecken den Eindruck, die Anträge seien gegenwartsbezogen.

Sie geben keine Antworten auf die Frage: „Was ist heute revolutionäres Handeln?“ Sie sind stattdessen weitgehend abgekoppelt von den realen Entwicklungen und auch allzu oft illusionär. Sie regen nicht zur schöpferischem Politikentwickelung an, sie fördern sektiererische und dogmatische Denk- und Handlungsweisen. Sie sind politisch unattraktiv für viele, die sich kritisch zur kapitalistischen Produktionsweise und ihren Auswirkungen bewegen und dagegen handeln.

Mit dem sog. „Appell“ des Sekretariates des PV an die Mitglieder der DKP können wir nichts Vernünftiges anfangen. Er hilft uns nicht. Er erschwert unsere Existenzbedingungen in unserem Bundesland. Wir wollen eine bessere Zukunft und sinnvollere Perspektive als Kommunistinnen und Kommunisten in der DKP!

Der Parteivorstand trägt die Hauptverantwortung für die weitere Entwicklung der DKP.

Wir wollen an dem für uns einzigen „positiven Moment“ in dem Appell anknüpfen. An der Wahrnehmung der existenzbedrohenden Lage der DKP.

Wir unterbreiten deshalb folgende Vorschläge und Forderungen für einen Prozess (!) hin zur Deeskalation und zu Stabilisierungsschritten für den Erhalt der DKP.

Mehrere Vorschläge sind nicht neu und wurden auch von anderen Genossinnen und Genossen gemacht.

Saarbrücken, den 11.12.2017

PS: Wir werden auch diese Stellungnahme des Bezirkssekretariates dem Bezirksvorstand auf seiner nächsten Sitzung zur Diskussion vorlegen und um Unterstützung bitten.

Anlagen:
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